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Das Geschäftsjahr 2022

Sparkassen mit leichtem Aufwärts­trend im Krisenjahr

Das Jahr 2022 war durch die Gleichzeitigkeit von russischem Angriffskrieg gegen die Ukraine, Rekordinflation und Zinswende geprägt. In diesem Krisenjahr waren die Sparkassen in Westfalen-Lippe für die Menschen und Unternehmen der Region ein wichtiger und zuverlässiger Finanzpartner. Die Geschäftsentwicklung der 52 Sparkassen in Westfalen-Lippe – mit Wachstum in wichtigen Kennziffern – spiegelt ihr hohes Engagement wider.

Die aggregierte Bilanzsumme der Sparkassen in Westfalen-Lippe stieg um 2,4 % auf 166,0 Mrd. €. Der Bestand an Kundenkrediten legte um 6,1 % auf 114,5 Mrd. € zu – ein neuer Höchstwert, genauso wie bei den Kundeneinlagen, die um 4,0 % auf 122,2 Mrd. € anstiegen.

Aus krisenbedingter Verunsicherung, aber auch aus der Zinswende der Europäischen Zentralbank, ergab sich im zweiten Halbjahr 2022 eine Abschwächung der Geschäftsentwicklung. Besonders davon betroffen waren die neu zugesagten Wohnimmobilienkredite an Privatpersonen: Sie waren im ersten Halbjahr noch um 13,8 % auf 4,7 Mrd. € gestiegen, brachen im zweiten Halbjahr aber um 27,8 % auf 2,9 Mrd. € ein.

Um mehr Details des Geschäftsjahres zu erfahren, klicken Sie einfach rechts auf die Überschriften. Die Sparkassen in Westfalen-Lippe haben für ihre Kundinnen und Kunden die richtigen Antworten auf die Herausforderungen des Jahres 2022 gefunden – daraus resultiert eine trotz schwieriger Rahmenbedingungen gute Geschäftsentwicklung.

Bilanzsumme klettert
auf neuen Höchststand

Die aggregierte Bilanzsumme der 52 Sparkassen in Westfalen-Lippe stieg von 162,1 Mrd. € um 3,9 Mrd. €. bzw. 2,4 % auf 166,0 Mrd. €. Gemessen an der Bilanzsumme beträgt die durchschnittliche Größe einer westfälisch-lippischen Sparkasse nunmehr 3,2 Mrd. € und damit das Doppelte wie noch vor 10 Jahren.

Bilanzsumme steigt auf 166 Mrd. € (+2,4 %).

Firmenkunden:
Wachstum bei Unternehmens­krediten, aber zwei völlig unterschiedlich Halbjahre

Der Kreditbestand der Firmenkunden stieg um 7,6 % auf 61,2 Mrd. € an. Die Summe der Darlehenszusagen – also das Neugeschäft, ein Indikator für die Vitalität des Kreditgeschäfts– stieg um 1,4 % auf 13,6 Mrd. €.

Im ersten Halbjahr lagen die Darlehenszusagen mit 8 Mrd. € 22,8 % über dem Vorjahreswert. Der enorme Kreditbedarf der Unternehmen ergab sich vorrangig aus den höheren Produktions- und Betriebsmittelkosten, aus Lieferengpässen für benötigte Güter und erheblichen Energiepreissteigerungen.

Im zweiten Halbjahr ging das Kreditwachstum deutlich zurück – 5,6 Mrd. € entsprachen einem Rückgang von 18,6 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Kostenexplosionen bei Gas und Strom, steigende Produktionskosten, Lieferengpässe, Fachkräftemangel und Inflation sind die Gründe für den Rückgang. Aufgrund des starken ersten Halbjahres stiegen die Darlehenszusagen im Jahr 2022 insgesamt um 192 Mio.€ bzw. 1,4 % auf 13,6 Mrd. € an.

Zuwachs bei der Kreditnachfrage um 192 Mio. € auf 13,4 Mrd. €.

Privatkunden:
In der zweiten Jahres­hälfte Schock­starre im Immobilien­sektor

Im ersten Halbjahr stiegen die Zusagen für Baukredite an Privatpersonen um 13,8 % an. In der zweiten Jahreshälfte summierten sich jedoch negative Faktoren: Der heftige Zinsanstieg, die immer noch hohen Immobilienpreise, das durch die Inflation geringere verfügbare Einkommen sowie die instabilen Förderbedingungen führten insgesamt zu einer Schockstarre im Immobiliensektor, so dass die entsprechenden Darlehenszusagen der westfälisch-lippischen Sparkassen um 27,8 % einbrachen.

Nur dem guten ersten Halbjahr ist es zu verdanken, dass sich der Rückgang für das Gesamtjahr lediglich auf 6,6 % belief. Absolut gesehen gingen die Neuzusagen für Wohnungsbaukredite von 8,1 Mrd. € auf 7,5 Mrd. € zurück.

Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten geht um 6,6 % zurück.

Rückläufige Sparquote / Umschichtungen im Wertpapiergeschäft

Die Sparquote zeigt, dass die Menschen weniger Geld für die Bildung von Rücklagen zur Verfügung hatten: Sie sank um 3,7 %-Punkte auf 11,4 % des verfügbaren Einkommens. Damit bewegt sie sich aber immer noch auf hohem Niveau. Im vergangenen Jahrzehnt war die Sparquote nie über 10 % hinausgekommen.

Steigende Zinsen rückten festverzinsliche Wertpapiere in den Fokus der Privatpersonen.  Das führte bei Investmentfonds zu mehr als einer Halbierung des Nettoabsatzes von 2,4 Mrd. € auf 1,0 Mrd. €. Im Gegensatz dazu schnellte der Nettoabsatz bei den festverzinslichen Papieren von quasi Null € auf 1,3 Mrd. € empor.

Sparquote geht leicht zurück.

Geld­vermögensbildung

Das Geldvermögen der Privatkunden hatte in den vergangenen Jahren teilweise sprunghaft zugenommen. Diese Entwicklung wurde im Jahr 2022 spürbar gedämpft. Die Geldvermögensbildung reduzierte sich im vergangenen Jahr von insgesamt 6,0 Mrd. € um 17,9 % auf 4,9 Mrd. €. Der Anteil bei Einlagen und Wertpapieren ist dabei gestiegen, während der Vermögensaufbau in der Sparte Bausparen wegen vermehrter Auszahlungen leicht rückläufig ist.

*Bei LBS & Provinzial: -264 Mio. €

Kunden legen knapp 5 Mrd. € auf die hohe Kante.

Jahresergebnis

Steigerung im Zins- und Provisionsgeschäft

Erstmals seit dem Jahr 2014 verzeichneten die Sparkassen in Westfalen-Lippe einen Anstieg beim Zinsüberschuss: Er ist um 158 Mio. € oder 7,1 % auf 2,39 Mrd. € angestiegen. Dies liegt in erster Linie an den Leitzinsanhebungen der EZB. Sie bewirkten sowohl im Kundenkreditgeschäft als auch auf der Einlagenseite Margenzuwächse.

Zusätzlich konnten die Sparkassen den Provisionsüberschuss, der im Jahr 2021 erstmals die „1-Mrd.-€-Marke“ erreichte, noch einmal ausbauen. Der Provisionsüberschuss stieg um 61 Mio. € beziehungsweise 6,0 % auf 1,07 Mrd. € an. Hier machten sich im Wesentlichen Einnahmesteigerungen aus dem Giro- und Kartenbereich, ein deutlich stärkerer Absatz von Bausparverträgen und weiter steigende Erträge aus dem Kunden-Wertpapiergeschäft positiv bemerkbar.

Bankenabgabe und gestiegene Energiekosten führen zu leicht gestiegenem Verwaltungsaufwand

Der Sachaufwand der westfälisch-lippischen Sparkassen ist leicht um 31 Mio. € gestiegen, 4,3 % mehr als im Vorjahr. Ursachen dafür sind u. a. wachsende Beiträge für die Bankenabgabe (+ 10,2 Mio. €) und inflationsbedingt gestiegene Energie- und Materialpreise.

Der Personalaufwand ist trotz moderater Tarifanpassungen um 20 Mio. € auf rund 1,33 Mrd. € zurückgegangen. Die 52 Sparkassen in Westfalen-Lippe beschäftigen aktuell 21.588 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in 619 Geschäftsstellen flächendeckend die Versorgung der Menschen mit Finanzdienstleistungen sicherstellen. Darüber hinaus unterhalten die Sparkassen in Westfalen-Lippe 484 Selbstbedienungsstellen (SB) und 2.217 Geldautomaten in der Region.

Sparkassen können Betriebsergebnis steigern

Das Betriebsergebnis vor Bewertung belief sich auf 1,4 Mrd. € oder 0,85 % der Durschnitts-Bilanzsumme (Vorjahr 0,75 %). Das entspricht einer absoluten Steigerung von 212 Mio. €.

Cost-Income-Ratio im Branchenvergleich sehr gut

Die Cost-Income-Ratio ist eine weitere wichtige Kennzahl: Sie hat sich mit 60,1 % im Vergleich zum Vorjahre (63,8 %) noch einmal verbessert. Das bedeutet: Die Institute wendeten ca. 60 Cent auf, um einen Euro zu erwirtschaften – ein Wert, der im Branchenvergleich sehr gut ist.

Risikovorsorge: Bewertungsergebnis im Wertpapiergeschäft steigt an

Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft bewegte sich weiter im moderaten Rahmen. Das Bewertungsergebnis im Kreditgeschäft fällt mit 53 Mio. € etwas höher aus als im Vorjahr (5 Mio. €).

Das Bewertungsergebnis im Wertpapiergeschäft fällt mit 679 Mio. € im Vergleich zu 85 Mio. € im Vorjahr deutlich höher aus. Die im Jahr 2022 gestiegenen Zinssätze sorgten bei den festverzinslichen Wertpapieren, die die Sparkassen überwiegend in den Eigenanlagen unterhalten, für vorübergehende Kursverluste. Die Sparkassen halten diese Wertpapiere allerdings in aller Regel bis zur Fälligkeit im Bestand. So entstehen keine realen Wertverluste, denn die Papiere werden bei Fälligkeit zum Kurs von 100 % zurückgezahlt.